Expo Real Estate: „Briten ziehen ab – Bürger beteiligen sich“
Im Rahmen der von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) durchgeführten Informationsveranstaltung „Briten ziehen ab – Bürger beteiligen sich“, die am 7. Oktober 2014 auf der Expo Real Estate in München stattfand, konnten sich interessierte Besucher über die Möglichkeiten und Chancen einer Bürgerbeteiligung im Rahmen des Britenabzugs informieren. Unter der Leitung von Moderator Bernd Morneweg berichteten Bernd Grotefeld, der Leiter der Hauptstelle Portfoliomanagement NRW BImA, Dr. Peter Maria Böhm, der Baudezernent der Stadt Herford und Jörg Faltin, der Geschäftsführer der FSW Düsseldorf, über die aktuelle Situation in Herford.
Die Teilnehmer der Gesprächsrunde (v.l.n.r.): Bernd Grotefeld (BImA), Dr. Peter-Maria Böhm (Stadt Herford), Jörg Faltin (FSW Düsseldorf), Bernd Morneweg (BImA)
Umfang des Konversionsprojekts
Mit dem Abzug der Briten bis 2020 werden in der Stadt Liegenschaften mit einer Fläche von insgesamt knapp 45 Hektar frei. Drei Kasernen, mehrere Sportplätze, ein NAAFI-Shop und sonstige militärischen Liegenschaften stellen 32,85 Hektar der Konversionsfläche dar. In der Stadt Herford stehen nach Abzug der britischen Streitkräfte an sieben Wohnstandorten auf weiteren 12,1 Hektar 319 bundeseigene Wohneinheiten zur Verfügung. Hinzu kommen noch 122 bislang für die britischen Streitkräfte angemietete Wohnungen, von denen die ersten Wohnungen bereits an die Eigentümer zurückgegeben worden sind.
Wie Baudezernent Dr. Böhm zu verstehen gab, hält die Stadt Herford die Konversion für eine Chance und sieht großes Entwicklungspotenzial in den freiwerdenden Flächen. So können die Konversionsflächen einer Gewerbe- oder Wohnnutzung zugeführt werden. Darüber hinaus wäre der Ausbau einer Kaserne zu einem Schulungsstandort mit einer Fachhochschule für die Stadt ebenso denkbar. Die zentrale Lage nahezu aller Flächen bietet in diesem Zusammenhang großes Potenzial.
Die Stadt Herford hat sich deshalb schon frühzeitig mit der BImA zusammengesetzt um mit der Planung zu beginnen, so Grotefeld. Ein wesentlicher Faktor für die erfolgreiche Zusammenarbeit sei, dass die Stadt einen Verantwortlichen benannt hat, der, in Person von Dr. Peter-Maria Böhm, als koordinierender Ansprechpartner zur Verfügung steht und die entsprechenden Ämter an der Planung beteiligt.
Bürgerbeteiligung schafft Akzeptanz
Im laufenden Konversionsprozess konnte die Stadt Herford bereits wertvolle Erfahrungen im Bereich der Bürgerbeteiligung sammeln. Es wurde deutlich, dass eine Bürgerbeteiligung den Planungsprozess weder langwierig noch kompliziert macht. Das konnte auch Jörg Faltin, der „Spezialist für Bürgerbeteiligung“, bestätigen: Für eine erfolgreiche Umsetzung des Konversionsverfahrens sei es heute das A und O die Bürger/Innen mit ins Boot zu holen und auf diesem Weg ein Verständnis für städtebauliche Planung zu vermitteln.
Zutaten des Erfolgsrezepts
Darüber hinaus ist es für eine erfolgreiche Zusammenarbeit unerlässlich, Vertrauen zwischen den Akteuren zu schaffen. Eine vertrauensvolle partnerschaftliche Kooperation zwischen den Konversionsbeauftragten der Stadt und der BImA sei ebenso unabdingbar, wie Vertrauen innerhalb der Bevölkerung.
Als Erfolgsfaktoren des bisherigen Konversionsprozesses in Herford können ein frühzeitiger Planungsbeginn und die Schaffung effektiver Organisationsstrukturen genannt werden, die Voraussetzungen für eine gute Zusammenarbeit schaffen. Im Sinne des Leitgedankens „Planung im Dialog“ ist es von Bedeutung, die Prozesse transparent zu gestalten und die Öffentlichkeit mit einzubeziehen. Der Städtebau-Bürgerdialog, in dem die Stadt Herford gemeinsam mit verschiedenen Akteuren und den Bürgern eine städtebauliche Perspektivplanung für die drei Kasernenareale auf dem Weg brachte, sei ein Beispiel des Erfolgs dieses Leitgedanken. Den Beteiligten wurden auch grundlegende Akteursstrukturen sowie deren Rolle im Konversionsprozess aufgezeigt, bspw. dass die Planungshoheit bei der Stadt liegt, die BImA die Eigentümerin der entsprechenden Liegenschaften ist und dennoch alle Beteilgten ein gemeinsames Ziel verfolgen so Dr.Böhm.
Dokumentation der Perspektivplanung
Die druckfrische Broschüre der Stadt Herford „Umnutzung der Kasernen in Herford“ bildet den gesamten Planungsprozess unter Einbeziehung der Öffentlichkeit ab: Mit der Umsetzungsplanung und drei Foren war die erste Etappe absolviert; ganze sechs Monate waren durch ein Zusammenspiel von Bürgerschaft, Verwaltung, Politik und externen Fachleuten gekennzeichnet, wobei vor allem das Wechselspiel zwischen Bürgerschaft und Fachleuten bemerkenswert war. Die Vorstellungen und Einschätzungen der Bürger hinsichtlich des Entwicklungspotentials waren dabei sehr realitätsnah. Insgesamt über 100 Bürger hatten sich ebenso intensiv wie engagiert in die Foren eingebracht und konstruktiv an einem stabilen Konsens mitgewirkt.
Dementsprechend hoch soll das Tempo auch in den kommenden 12 Monaten gehalten und mit einem Höchstmaß an Engagement und Professionalität vorangetrieben werden.