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Erfolgsgeschichte Konversion

Mit der Strukturreform der Bundeswehr und der Verringerung von Truppenstärken der NATO-Partner gewinnt die Konversion ehemaliger Militärflächen zunehmend an Bedeutung. In mehreren deutschen Städten wurden in den letzten Jahren umfangreiche Militärflächen für eine zivile Nutzung umgewandelt. Für diese Kommunen hat sich die Konversion in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) somit zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt, die ihnen neue Chancen für eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung eröffnet hat.

Osnabrück

Die Konversion in Osnabrück ist geradezu ein Musterbeispiel für einen gelungenen Konversions- und damit verbundenen erfolgreichen Stadtentwicklungsprozess. Der Prozess begann mit der Ankündigung des Abzugs der britischen Streitkräfte im Jahr 2006. Insgesamt wurden im Stadtgebiet von Osnabrück bis Anfang 2009 sechs ehemalige Kasernen mit einer Gesamtfläche von ca. 160 Hektar, zwei Schulgrundstücke, ein Sportplatz und 740 Wohnungen (überwiegend Einfamilienhäuser, Doppel- und Reihenhäuser zwischen 70 bis 140 m² sowie vereinzelt bis 180 m² Wohnfläche), verteilt auf drei Stadtteile an die BImA zurückgegeben.

Als erstes richtungweisendes Ergebnis des Anfang 2007 begonnenden Stadtentwicklungs- und Planungsprozesses, an dem, neben der Stadt Osnabrück als Planungsträgerin und der BImA als Eigentümerin der Liegenschaften, u.a. auch die Osnabrücker Bürgerinnen und Bürger beteiligt waren, wurde im Jahr 2008 nach einem umfassenden Beteiligungsprozess der „Perspektivplan Konversion“ vorgestellt, der als Leitidee der weiteren städtebaulichen Entwicklung der Kasernenareale zugrunde gelegt wurde und in einem Fall noch wird.

Für die Wohnungen wurde ein wohnungswirtschaftliches Handlungskonzept erstellt, eine Bestandsaufnahme der Wohnungen einschließlich einer Untersuchung auf Gebäudebelastungen durchgeführt, die Siedlungsbereiche durch die Aufstellung von Bebauungsplänen geordnet sowie eine Verwertungsstrategie, die einen Mix aus Einzel- und Paketverkäufen vorsah, mit der Stadt Osnabrück abgestimmt und festgelegt. Die BImA war der Stadt Osnabrück aber auch behilflich bei der Umsetzung von sozialen Zielen, wie dem Verkauf von Wohnhäusern an junge Familien zum Festpreis (Verkehrswert).

Durch gründliche Vorbereitung, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Stadt Osnabrück, marktkonforme Preise und ein gutes Marketingkonzept konnten die Wohnungsverkäufe nach einem Zeitraum von nur zweieinhalb Jahren abgeschlossen werden. Die Wohngebiete wurden somit in kurzer Zeit revitalisiert und stellen durch den Zuzug von jungen Familien auch für die Stadt eine Bereicherung dar.

Bis Ende 2013 waren fünf der sechs Kasernen veräußert und einer neuen Nutzung zugeführt. Dort befinden sich jetzt neben Unternehmen wie Kaffeepartner ein Behördenzentrum des Landes Niedersachsen, neu geschaffener Wohnraum und eine Erweiterung der Hochschule Osnabrück. Besonders stolz ist die Stadt auf ihr Anfang 2014 eröffnetes InnovationsCentrum (ICO) auf der ehemaligen Scharnhorst- Kaserne im Stadtteil Westerberg, das als regionales Technologie- und Gründerzentrum, ideenreiche Hochschulabgänger und potentielle Existenzgründer unterstützt.

Die letzte Kaserne Am Limberg wurde nach ausgiebigen Voruntersuchungen und Planungsüberlegungen zur Nachnutzung am 29. August 2018 an die Stadt Osnabrück und die stadteigene Osnabrücker Beteiligungs- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (OBG) verkauft. Die Stadt plant auf dem insgesamt 70 ha großen Gelände die Entwicklung von Gewerbeflächen, sowie Flächen für Sport- Freizeit  und Naherholung.

Mit dem Abschluss des Kaufvertrages ist der Konversion in Osnabrück für die BImA beendet.

Angesichts der Größenordnung werden die Stadt Osnabrück und die OBG bis zur vollständigen zivilen Nachnutzung der Kaserne mit deren Entwicklung und Vermarktung noch länger beschäftigt sein.

Erfolgsgeschichten aus anderen Bundesländern

Hanau

Nach dem Abzug der US-Streitkräfte aus Hanau wurden im Jahr 2008 Konversionsflächen in einem Größenumfang von rund 340 Hektar freigegeben, von denen bereits die Hälfte entwickelt und vermarktet werden konnten. Die partnerschaftliche, transparente Zusammenarbeit zwischen der Kommune und der BImA als Eigentümerin hat sich laut dem Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky für die Stadt bewährt. Eine gemeinsame Konversionsvereinbarung war der Grundstein für diese Zusammenarbeit bei der Umwandlung der umfangreichen Konversionsflächen, die rund sieben Prozent der innerstädtischen Fläche ausmachen.

Durch regelmäßig stattfindende Arbeitskreise, an denen neben den städtischen Ämtern auch die BImA beteiligt ist, wird gewährleistet, dass Probleme in der Entwicklung frühzeitig erkannt, gemeinsam erörtert und zeitnah gelöst werden. Laut Oberbürgermeister Kaminsky sollten eventuell auftretende Zielkonflikte zwischen den Akteuren offen diskutiert werden, um gemeinsame Lösungen entwickeln zu können. In die Planungen der Kommunen sollten zudem Überlegungen der BImA und von Investoren einbezogen werden, um einen raschen Fortschritt zu erzielen. 

Denn wenn Konversionsflächen zu lange brachliegen, symbolisieren sie – auch aus Sicht der Bevölkerung – Stillstand. Daher ist es ratsam, von Anfang an offen mit den Bürgern zu kommunizieren und frühzeitig Besichtigungen der Flächen zu ermöglichen, um so Verständnis für den großen Flächenumfang und die benötigte Entwicklungszeit zu schaffen. Der Stadt Hanau ist es außerdem gelungen, zusätzlich zu der Entwicklung von innovativen Wohn- und Gewerbegebieten, zum Naturschutz beizutragen und gleichzeitig das Image der Stadt zu fördern, indem die nahezu ausgestorbenen Przewalski-Pferde auf einer Konversionsfläche angesiedelt wurden.

Fürth

Im bayrischen Fürth lag der Schwerpunkt der Konversion in den Jahren 1995 bis 2005. Insgesamt wurden mehr als 285 Hektar Fläche aus der militärischen Nutzung entlassen, wovon bereits 90 Prozent erfolgreich umgewandelt sind. Zudem wurden alle Flächen aufgrund der Baulandknappheit Mitte der 90er Jahre gleichzeitig entwickelt. Laut dem Baureferenten der Stadt, Dipl.-Ing. Joachim Krauße, konnten Machbarkeitsstudien der Stadt das Interesse von Investoren für kreative Entwicklungen wecken.

Ferner wurde erst durch eine schrittweise Verdichtung die entsprechende Marktnachfrage geweckt. Zuvor waren gemeinsame Ziele der Stadt Fürth und der BImA erarbeitet worden, welche partnerschaftlich umgesetzt wurden. Dies konnte gelingen, weil sowohl die Kommune, als auch die BImA einen Interessenausgleich anstrebten und schließlich verwirklichen konnten.

Aschaffenburg

Aschaffenburg war über viele Jahre bedeutender Standort der US-Streitkräfte mit fünf Kasernen, Wohngebieten und zugehörigen Infrastruktureinrichtungen. Die Kasernen wurden bereits 1992 an die Bundesrepublik zurückgegeben und sind schon überwiegend umgewandelt worden. Die Wohngebiete waren dagegen zum Teil durch Personal anderer Kasernenstandorte im Rhein-Main-Gebiet weiterbelegt und wurden erst in den vergangenen Jahren nach und nach geräumt.

Video: Das Konversionsprojekt „Spessart Gärten“ in Aschaffenburg ist ein Beispiel für gelungene Konversion.

Die „Spessart Gärten“ sind das letzte durch die BImA verwaltete militärische Wohngebiet in Aschaffenburg. Die Stadt Aschaffenburg hat für sie ein städtbauliches Entwicklungskonzept erstellt, nachdem gemeinsam mit der BImA ein Gutachterverfahren durchgeführt wurde. Dieses bildet die Grundlage für die weitere Planung und Vermarktung.

In der Umgebung bereits gewachsener Wohnquartiere soll ein attraktiver Wohnstandort mit einer anspruchsvollen Bebauung und Anschluss an einen Stadtteilpark entstehen. Von den benachbarten Wohnquartieren wird es sich vor allem durch die Kombination von erhaltenswertem, saniertem Gebäudebestand und einer breit strukturierten Neubebauung abheben. Dieses anspruchsvolle Bauprojekt ist aber nicht nur für die unmittelbaren Einwohner von Interesse, sondern für die gesamte Stadt. Es hilft dabei, in Aschaffenburg einen angemessenen Ausgleich zwischen baulicher Verdichtung und ausreichender Begrünung sicherzustellen.